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ZEITUNGSWELLE


Bachmuschel

Steckbrief:
Bachmuschel
Unio crassus
Rote Liste Bayern - vom Aussterben bedroht
Größe: 7 bis 9 cm
Vorkommen: in kiesigen Bächen und Flüssen
Eigenart: bewegt sich mit Muskelarm fort
Merkmal: gelbbraun bis dunkelbraun
Paarungszeit: April bis Mai

Foto: red

Foto: Benedikt Beck

Foto: red
Softie mit Muskelarm und harter Schale
Die einheimische Bachmuschel braucht unsere Hilfe
Im italienischen Restaurant verzehren wir sie in Tomaten- oder Weißweinsud, beim Strandurlaub klauben wir ihre Schalen aus dem Sand – die meisten von uns bringen Muscheln mit dem Meer in Verbindung. Dabei finden sich in bayerischen Gewässern insgesamt 32 heimische Muschelarten.
Diese lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Bei 25 Arten handelt es sich um Kleinmuscheln wie zum Beispiel die Erbsenmuschel und die Gemeine Kugelmuschel, die nur selten die Größe von einem Zentimeter überschreiten. Die sieben übrigen Arten zählen zu den Großmuscheln: drei Teichmuschelarten, die Flussperlmuschel, die Malermuschel, die Aufgeblasene Flussmuschel – und die Bachmuschel, die in unserer Artenschutzserie für dieses Mal im Mittelpunkt steht.
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Wie die meisten autochthonen Muscheln, ist auch die bis zu zehn Zentimeter große Bach- oder Flussmuschel akut vom Aussterben bedroht. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts war sie in Flüssen, Bächen und kleinen Wiesenbächen derart üppig vorhanden, dass man mancherorts Hühner und Schweine damit fütterte. Die damals gegebene allgemeine Gewässerqualität war für die Bachmuschel ideal. Zum Leben und Fortpflanzen ist sie auf saubere, nitratarme, kalk-, sauerstoff- und zugleich nährstoffreiche Gewässer angewiesen, die gemächlich fließen und über ein lockeres Substrat aus Sand und Kies verfügen.
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Die Bachmuschel verfügt über eine Art ausfahrbaren Muskelarm, mit dem sie sich Zug um Zug fortbewegen kann. Hat sie einen geeigneten Platz in einer schattigen ufernahen Zone gefunden, vergräbt sie sich mithilfe dieses Muskels fast vollständig im Sediment und lässt nur noch ihre Kiemenöffnung herausragen. Durch diese saugt sie nicht nur Sauerstoff, sondern auch Schwebekörper wie Einzeller, Algen oder organische Zerfalls-partikel ein. Die früher intakte Selbstreinigungskraft fließender Gewässer war zu einem großen Teil ihren innewohnenden Muscheln zu verdanken.
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Bei weiblichen Bachmuscheln hat die Kiemenöffnung neben Atmung und Nahrungsaufnahme noch eine weitere Funktion. Sie nehmen damit die von ihren männlichen Artgenossen ins Wasser ausgestoßenen Spermien auf. Die Entwicklung des befruchteten Laichs spielt sich in speziellen, in den Kiemen gelegenen Bruttaschen ab. Nach durchschnittlich viereinhalb Wochen schließlich werden die Glochidien genannten Muschellarven ins Wasser entlassen.
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Dort sind die 0,2 Millimeter großen Larven darauf angewiesen, in die Kiemen bestimmter Wirtsfische zu gelangen, wo sie sich – ohne dem Tier zu schaden – parasitisch festsetzen und sich in einem Zeitraum zwischen 350 und 930 Tagen zu fertigen Jungmuscheln entwickeln. Danach verlassen sie ihren Wirt, sinken auf den Gewässergrund nieder und verbuddeln sich im Sediment, wo sie innerhalb von drei Jahren zu adulten Bachmuscheln heranwachsen.
Aufgrund des Nährstoffeintrags durch die Landwirtschaft und unsachgemäßer gewässerbaulicher Maßnahmen und Ausbaggerungen eignen sich immer weniger Gewässer als Lebensraum für Bachmuscheln und Wirtsfische wie Döbel, Elritze oder Stichling.
Hier nun setzen die Bemühungen des BUND Naturschutz Kreisgruppe Traunstein an. Wer diese Gruppe in ihrem speziell auf die Bachmuschel zugeschnittenen Engagement (unter anderem Aufklärungsarbeit, Erwerb von Ufergrundstücken, Bepflanzung von Bachufern) finanziell unterstützen möchte, kann dies mit der Überweisung einer Spende auf folgendes Konto tun:
Kreissparkasse Traunstein, IBAN: DE68 7105 2050 0000 0148 78 Kennwort: Bachmuschel pw
Helfen Sie der heimischen Bachmuschel
Wer zum ersten Mal mitbekommt, dass manche unserer Bach-, Fluss- und Wiesenbachläufe die bis zu zehn Zentimeter große Bachmuschel beherbergen, mag sich davon seltsam und zugleich anheimelnd berührt fühlen. Kein Wunder – denn kaum eine Tierklasse zieht den Menschen so sehr in ihren Bann wie Muscheln.
Diese Faszination zeigt sich in der abendländischen Kunst und Ornamentik, in der Darstellungen von Muscheln und Muschelformen nicht wegzudenken sind. Viele mögen dabei an das 1485/86 entstandene Gemälde von Sandro Botticelli denken, das die römische Göttin Venus in einer Muschelschale zeigt.
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Bereits im Altertum war die Muschel symbol- und motivprägend. In seinem „Handbüchlein der Moral“ (Kapitel VII) vergleicht der im 1. Jahrhundert in Rom lehrende Denker Epiktet das Leben mit einem zeitweiligen Aufenthalt an einem hafennahen Strand. Erfreuliche zwischenmenschliche Begegnungen seien dabei wie kleine Muscheln, die man dort auflesen und ebenso schnell wieder verlieren kann.
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Wenn auch Muscheln als Wasserbewohner ohne Schuppen und Flossen bei den alten Israeliten als Speise tabu waren, galten sie bei den Römern als Delikatesse. Wie eine Dichtung des Horaz (1. Jahrhundert vor Christus) andeutet, wurden zu seiner Zeit bereits Austernbänke angelegt. Derselbe Dichter spricht auch davon, dass Muschelschalen bei altrömischen Festgelagen als repräsentative Salzbehälter beliebt waren.
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Muscheln sind von jeher ein passendes Sinnbild für Erfreuliches, Lebenserhaltendes und Reinliches. Das gilt besonders für die heimische Bachmuschel. Ihre Ernährungsweise ist zwar nicht unbedingt rein zu nennen, da sie neben Einzellern und Algen auch unter Zersetzungsprozessen entstandene organische Kleinstkörper durch ihre Kiemenöffnung aufnimmt und aus dem Wasser filtert. Dadurch aber trägt sie ganz wesentlich zur Reinerhaltung ihres Gewässers bei.
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In den letzten Jahrzehnten jedoch hat unter anderem der zunehmende landwirtschaftliche Eintrag von Nährstoffen in Gewässer fast zum vollständigen Verschwinden der Bachmuschel geführt. Glücklicherweise haben sich einige Naturschutzprojekte speziell den Schutz und den Erhalt dieser Art zum Ziel gesetzt.
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Als Beispiel ist hier das BayernNetzNatur-Projekt „Bachmuschel in der Murn“ zu nennen, das im Landratsamt Rosenheim und im Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner in Wasserburg regionale aktive Unterstützer findet. Neben praktischen Artenschutzmaßnahmen verfolgt dieser Verbund auch eine theoretisch-aufklärende Stoßrichtung. Mit dem Ziel, die Ansprechpartner für das Thema Bachmuschel-Schutz zu sensibilisieren und bachmuschelfreundliche Bewirtschaftungsalternativen aufzuzeigen, wendet sich das Projekt an Behörden, Ämter und Eigentümer und Bewirtschafter muschelgewässernaher Flächen.
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Liebenswert, faszinierend und symbolträchtig
Wer das Bachmuschel-Artenschutzprogramm des BUND Naturschutz Kreisgruppe Traustein finanziell unterstützen möchte, wird gebeten, seine Spende auf folgendes Konto zu überweisen:
Kreissparkasse Traunstein, IBAN: DE68 7105 2050 0000 0148 78