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Steckbrief:

Birkhuhn

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Stimme

Birkhuhn
Lyrurus tetrix
Bestand: stark gefährdet

Gattung: Raufußhühner
Größe:  45 bis 60 Zentimeter
Gewicht: 750 bis 1750 Gramm
Vorkommen: Mitteleuropa
Paarungszeit: März bis Juni

LBV
www.lbv.de
Kennwort: Birkhuhn

Sparkasse Mittelfranken-Süd:
IBAN: DE47 7645 0000 0240 0118 33           

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Das Birkhuhn und sein Beitrag zur heimischen Tradition

In unserem letzten ARTENSCHUTZ-Beitrag (Ausgabe Juli) ging es um die Überlebensnot der Birkhühner infolge unserer geänderten Landschaftsnutzung. Die zunehmende Verwaldung hat indes nicht nur zu einer Verknappung ihres Lebensraums geführt. Die immer größer und unüberwindbar werdenden Barrieren zwischen den Birkhuhn-Populationen lassen keinerlei Gen-Austausch mehr zu, der für die Erhaltung der Art so wichtig wäre. Inzwischen sind die beeindruckenden Hühnervögel vom Aussterben bedroht.

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Dass sich Birkhühner – wie im ersten Teil beschrieben – nur auf freiem, weithin übersichtlichem Gelände wohlfühlen und somit Bäume meiden, gilt nicht ausnahmslos das ganze Jahr hindurch. Wenn im April die Hähne einer Population auf einem Areal in Senken- oder Kuppellage zusammenkommen, um die Rang- und Balzkämpfe auszutragen, platzieren sich die älteren, kampferprobten Hähne im Zentrum der Arena. Um diese herum versammeln sich in einem respektablen Abstand die etwas später hinzukommenden Junghähne. Nach etwa einem Monat, wenn die Balzkämpfe allmählich dem Ende zugehen, kommen schließlich die paarungsbereiten Hennen hinzu. Um sich einen guten Überblick zu verschaffen, begeben sich diese oft auf Erhöhungen wie Hügel oder Sträucher. Manche lassen sich hierfür sogar in einiger Entfernung im Geäst von Bäumen nieder – die sie sonst das restliche Jahr meiden.

Als Kampfarena nutzen Birkhähne in ihrem Areal zum Teil über Jahrzehnte denselben Platz. Sie begehen damit eine richtiggehende Tradition – wobei „Tradition“ hier ein gutes Stichwort für den Übergang liefert. Kulturhistorischen Deutungen zufolge haben die Menschen – insbesondere im Alpen- und Voralpenraum – bei ihren Beobachtungen der wochenlangen Birkhahn-Kämpfe einige Anreize mitgenommen und in das volkstümliche Ritual der Männlichkeitsbekundung und Brautwerbung übertragen.

 

Die gebogenen Schwanzfedern des Spielhahns – wie man den Birkhahn ebenfalls nennt – sind von jeher ein beliebter Hutschmuck. Sie finden sich heute noch auf vielen Schützen- und Trachtenhüten. Der ältere Ausdruck „Schneidfeder“ weist auf das Vorbild der Birkhähne hin, die wochenlang nichts anderes als Protzen, Großtun, Sich-Aufplustern und Kämpfen im Sinn haben. Wer früher eine Schneidfeder am Hut trug, gab in Birkhahn-Manier zu verstehen, dass er eine(n) Schneid habe – also männlich, verwegen, kaltblütig und rauflustig sei. Das Tragen solch einer Feder war eine unausgesprochene Aufforderung zum Raufen. Wenn es zu einer Rangelei kam, versuchten die Burschen – oft im Beisein weiblicher Zuschauer – dem Kontrahenten den Hutschmuck abzunehmen. Da das Verlieren des Kampfes und der Schneidfeder einen herben Ehr- und Ansehensverlust bedeutete, wurden viele dieser Raufereien mit einem verbissenen, oft folgenreichen Bluternst ausgetragen. 

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Ein weiteres für den Alpen- und Voralpenraum typisches Kulturelement soll ebenfalls dem Gebaren des Birkhahns zu verdanken sein. Bei ihrem Balztanz führen die Hähne zwei typische Tanzfiguren auf. Bei der einen spreizen sie Flügel und Schwanzfedern und vollziehen Trippelschritte – bei der anderen springen sie mit flatternden Flügeln auf der Stelle herum. Wie in vielen Beiträgen zum Thema Birkhuhn beiläufig erwähnt wird, sollen diese Tanzfiguren die Menschen zum wohl bekanntesten aller Volkstänze inspiriert haben – nämlich zum Schuhplattler.

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In seinem Artikel Vor der Balz schreibt der Schriftsteller Hermann Löns 1903, dass er auf seinen Jagdzügen schon unzählige Male einen balzenden Birkhahn „seinen Schuhplattler tanzen“ gesehen habe. Ob er dabei vom Schuhplattler als einer Erfindung des Birkhahns ausging oder dies in einem rein metaphorischen Sinn meinte, bleibt eine spannende Frage, die hier nicht länger verfolgt werden soll.

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Der verbleibende Platz auf dieser Seite soll vielmehr dazu genutzt werden, um auf die Maßnahmen des Landesverbands für Vogel- und Naturschutz Bayern e.V. (LBV) zum Schutz des Birkhuhns hinzuweisen. Wer die Bemühungen des LBV unterstützen möchte, wird gebeten, seine Spende unter dem Verwendungszweck „Birkhuhn“ auf folgendes Konto zu überweisen:
Sparkasse Mittelfranken-Süd, IBAN: DE47 7645 0000 0240 0118 33                                              

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Das Birkhuhn und seine Scheu vor Menschen und Bäumen

Die bis zu den Zehen hinabreichende dichte Bein-Befiederung ist das namengebende Merkmal aller Raufußhühner. Eine weitere Gemeinsamkeit unserer vier heimischen Raufußhuhn-Arten (Auer-, Schnee-, Hasel- und Birkhuhn) ist die akute Bedrohung ihres Fortbestands. Wie es um die Überlebenschancen speziell des Birkhuhns steht, zeigen die Vermerke in der Roten Liste bedrohter Tierarten. Deutschlandweit gesehen gilt die Art als „stark gefährdet“, in Bayern als „vom Aussterben bedroht“.

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In der Bundesrepublik wurde der hühnergroße Vogel noch bis 1973 bejagt. Seitdem genießen die schwarz-bläulich gefiederten und mit weißem Bürzel, weißen Flügelbinden und roten Überaugenwulsten geschmückten Birkhähne und ihre braungefleckten Hennen eine ganzjährige Schonzeit. Trotz dieser Regelung wurde es um das Birkhuhn hierzulande insgesamt immer stiller.

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Es wäre auch zu schön gewesen, wenn allein durch ein Jagdverbot wieder eine Erstarkung des Birkhuhn-Bestands eingetreten wäre. Wie sich zeigte, haben nicht etwa die einstige Bejagung, sondern vor allem Veränderungen in der menschlichen Landschaftsnutzung zu einem Rückgang der Birkhuhn-Populationen – vor allem in der alpinen Region – geführt.

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Trotz seiner großen Scheu vor dem Menschen ist das Birkhuhn ein waschechter Kulturfolger. Von Natur aus bewohnt der Vogel weitgehend baum- und buscharme Gefilde – so zum Beispiel Moore oder Ebenen und Berglandschaften, in denen es durch Sturmbrüche, Insektenfraß und natürliche Waldbrände immer wieder zu Ausdünnungen und Auslichtungen des Baumbestands kommt. Landschaften, in denen die Bewaldung zugenommen hat, taugen nicht länger als Lebensraum und werden vom Birkhuhn aufgegeben.

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Vom Menschen gestaltete weitgehend baumfreie Landschaften wie Schafheiden, Kahlschlagflächen oder Aufforstungen mit noch jungen Setzlingen wurden vom Birkhuhn immer schon gerne als Ersatzlebensraum angenommen. So geschieht es heute immer wieder mal, dass Birkhühner einen Truppenübungsplatz beziehen, wo es in Folge von Panzerübungsfahrten regelmäßig zur Niederwalzung von kleinen Bäumen und Baumsprösslingen kommt.

Die Empfindlichkeit der Birkhühner gegen zunehmende Bewaldung und das darauf erfolgende Abwandern dient der Gesunderhaltung der Art. Auf der Suche nach einem neuen Territorium kommen wandernde Birkhühner mit benachbarten Populationen in Kontakt. Dieser periodische Gen-Austausch trägt ganz wesentlich zur konstitutionellen Auffrischung, Stabilisierung und Erhaltung der Art bei.

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Mit dem Umstieg von Schaf- auf Rinderwirtschaft wurden die natürlichen und die menschengemachten Birkhuhn-Lebensräume immer knapper. Zur Gewinnung von Kuhweiden entwässerte man viele Moore. In den aufgegebenen alten Schafheidelandschaften setzte auf weiten Flächen die Verwaldung ein. Die Abstände zwischen den einzelnen Birkhuhn-Revieren wurden dadurch zusehends größer, worauf es auch immer seltener zu den erbgutmäßig so wichtigen Kontakten zwischen den Birkhuhn-Populationen kam. All das trug maßgeblich zur fortlaufenden genetischen Schwächung und zum inzwischen höchst bedrohlich gewordenen Schwund unserer Birkhuhn-Bestände bei.  

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Zur Bekämpfung dieses Missstands führt der Landesbund für Vogel- und Naturschutz Bayern e.V. (LBV) verschiedene Maßnahmen zum Schutz des Birkhuhns durch – unter anderem gezielte Flächenöffnungen, um den ansehnlichen Wildhühnern Lebensraum zu schaffen.  Wer die Bemühungen des LBV unterstützen möchte, wird gebeten, seine Spende unter dem Verwendungszweck „Birkhuhn“ auf folgendes Konto zu überweisen: 

Sparkasse Mittelfranken-Süd, IBAN: DE47 7645 0000 0240 0118 33                                              

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