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Gelbbauchunke

Steckbrief:

Gelbbauchunke
Bombina variegata
Bestand: stark gefährdet

Gattung: Froschlurch
Größe:  3,5 bis 5 Zentimeter
Gewicht: 5 bis 7 Gramm
Vorkommen: Berg- und Hügelland-Gewässer
Paarungszeit: ab April

NABU
www.nabu.de
Kennwort: Gelbbauchunke

Bank für Sozialwirtschaft:
IBAN: DE78 3702 0500 0001 1212 12

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Unheilverkünder, Hanswurst, Sorgenkind

Wirkungsgeschichte der Gelbbauchunke als Symboltier

Wilhelm Busch - Unk und Unkerich

Die Gelbbauchunke besitzt keine Schallblase. Das unterscheidet sie von echten Fröschen und Kröten. Doch damit ist sie noch lange nicht zum Stillschweigen verurteilt. Von Mai bis August stoßen paarungswillige Gelbbauchunkenmännchen kurze und glockenhell-durchdringende monotone Rufe aus, die sich mit „Unk!“ verschriftlichen lassen und die Menschen lange zu betrüblichen Gedankenverknüpfungen verleitet haben.

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„Die Unke schreit im Sumpfe kläglich“, dichtete Wilhelm Busch 1863 in seinem berühmten Naturgeschichtlichen Alphabet (siehe hierzu linke Figur in der kleinen Abbildung). Die Erwähnung des melancholisch stimmenden Unkenrufs findet sich bei vielen weiteren namhaften Dichtern wie Bettina von Arnim, Nikolaus Lenau, Annette von Droste-Hülshoff, Theodor Fontane oder Eugen Roth. Im Ausdruck „Unkenrufe“, mit dem man – wie Günter Grass´ gleichnamiger Romantitel zeigt – heute noch die Verkündung von Kläglichem, Pessimistischem und Unheilvollem bezeichnet, hat sich die volkstümliche Interpretation des Lockrufs unserer heimischen Unkenarten erhalten.

   

In den 1812 bis 1858 erschienenen Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm findet sich ein dreiteiliger Zyklus mit dem Titel „Märchen von der Unke“. Der dritte Teil dieser Reihe – das kürzeste aller Grimm-Märchen – enthält mehrere ausgeschriebene Unkenrufe und lautet: 

„Unke ruft »huhu, huhu«, Kind spricht »komm herut.« Die Unke kommt hervor, da fragt das Kind nach seinem Schwesterchen »hast du Rotstrümpfchen nicht gesehen?« Unke sagt »ne, ik og nit: wie du denn? huhu, huhu, huhu«“ 

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Obwohl sich schwer bestimmen lässt, was dieses unsinnig anmutende Märchen konkret besagt, sind sich Märchenforscher darin einig, dass die „huhu“-Rufe und der Ausdruck „Rotstrümpfchen“ auf die Rotbauchunke und damit auf einen Froschlurch anspielen. Das ist in den anderen Teilen dieses Zyklus´ nicht der Fall.

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Anders als unsere Gelb- und Rotbauchunken, lebt die im ersten Märchen genannte „Hausunke“ nicht im Wasser, sondern in einer Hausmauerritze. Sie trinkt zudem aus einer ihr dargereichten Milchschüssel. Die im zweiten Teil genannte Unke lebt ebenfalls in einer Maueröffnung. Sie kriecht auf ein vor ihr ausgebreitetes Halstuch und legt darauf eine mitgebrachte filigrane Goldkrone ab. All diese Elemente kennt man aus anderen Märchen – in denen es aber nicht um Unken, sondern um (Ringel-)Nattern geht. Die ersten zwei Teile aus dem Grimm´schen Unkenmärchen-Zyklus sind ein anschaulicher Beleg dafür, dass das Wort Unke lange Zeit auch auf Schlangen bezogen wurde.

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Obwohl die Gelbbauchunke ohne Schallblase auskommen muss, kann sie sich dennoch wirkungsvoll Gehör verschaffen. Um einen Resonanzkörper zu schaffen, bläht sie sich auf und macht sich sozusagen selbst zur Schallblase. Dieses für manche Beobachter plump wirkende Verhalten mag schließlich zu einer grundlegenden Wende in der allegorischen Deutung der Gelbbauchunke beigetragen haben. In deren Folge galt sie nicht länger mehr als Symbolträger des Jammervollen und Unheilverkündenden. In der Darstellung einer Comic-Figur kannte man sie irgendwann nur noch als Verkörperung des Lachhaften und Jämmerlichen.

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Die Rede ist von Unkerich (rechte Figur in der kleinen Abbildung), einer Nebenfigur aus den bekannten Lurchi-Bildergeschichten, die seit 1937 vom Schuhhersteller Salamander herausgegeben werden. Im Unterschied zur echten Gelbbauchunke trägt Unkerich seine gelbe Zeichnung nicht nur an Bauch und Brust, sondern am ganzen Körper. Mit seiner schwerfällig-täppischen Erscheinung und seiner chronischen Ungelenkheit macht er in den Lurchi-Abenteuern stets eine lächerliche Figur und muss von dem Titelhelden – einem aufgeweckten, abenteuerlustigen Feuersalamander – immer wieder aus der Patsche geholfen werden.

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Heute braucht es leider mehr als einen heroischen Schwanzlurch, um der Gelbbauchunke aus der Überlebensnot herauszuhelfen. Wer etwas gegen das drohende Aussterben der Gelbbauchunke unternehmen und das NABU-Langzeitprojekt „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen“ unterstützen möchte, wird gebeten, seine Spende auf folgendes Konto zu überweisen:      

Bank für Sozialwirtschaft     IBAN: DE78 3702 0500 0001 1212 12
 

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Oben grau, unten gelb, rundum schützenswert

Weshalb es um die Gelbbauchunke immer stiller wird

Welche Gemeinsamkeit haben der Rotmilan und die Gelbbauchunke? Von beiden Arten lebt ein wesentlicher Bestandteil der Weltpopulation in Deutschland. Wie bedenklich es um die Gelbbauchunke insgesamt steht, zeigt die Tatsache, dass ihr Bestand hierzulande als „stark gefährdet“ gilt – in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sogar als „vom Aussterben bedroht“.

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Bei den zwei heimischen Unkenarten Gelb- und Rotbauchunke handelt es sich um Vertreter der Froschlurch-Familie Bombinatoridae. Damit gehören sie weder zur Ordnung der Frösche noch der Kröten.

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Im Unterschied zu den Fröschen sind Gelb- und Rotbauchunken nicht in der Lage, ihre Zunge herausschnellen zu lassen. Nah-rungstiere wie Spinnen, Schnecken, Würmer, Insekten und Mückenlarven erbeuten sie durch Herannahen und Zuschnappen. 

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Anders als Frösche und Kröten besitzen die Gelbbauchunken-Männchen keine Schallblase – über eine solche wiederum verfügen die Geschlechtsgenossen der nahe mit ihr verwandten Rotbauchunke. Auf den markantesten Unterschied zwischen den zwei heimischen Unkenarten weisen indes ihre Namen hin. Während bei beiden die Oberseite mit kleinen Warzen übersät und lehmfarben ist, ist die gesamte Unterseite der Gelbbauchunke leuchtend gelb gefärbt und mit einem blaugrauen Fleckenmuster mit weißen Tüpfelchen durchzogen. Was bei der Gelbbauchunke in Gelb erstrahlt, ist bei der Rotbauchunke entsprechend orangerot gehalten.

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Die leuchtende Bauchfarbe hat bei beiden Arten dieselbe Funktion – doch reden wir der Einfachheit halber fortan nur noch von der Gelbbauchunke. Wenn sich die Gelbbauchunke bedroht fühlt, begibt sie sich in die sogenannte Kahnstellung. Dabei macht sie ein Hohlkreuz und streckt Vorder- und Hinterbeine steil nach oben, sodass Partien ihrer gelbdurchzogenen Unterseitenmusterung sichtbar werden. Manchmal auch stellt sie ihre gesamte Warntracht zur Schau, indem sie sich auf den Rücken wirft (siehe Abbildung). Wie die Bezeichnung Warntracht schon sagt, gibt die Gelbbauchunke ihren Angreifern damit einen deutlichen Warnhinweis. Mit dieser Färbung rät sie, von ihr abzulassen, da sie imstande ist, ein giftiges und stark schleimhautreizendes Sekret abzusondern.

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Mit seinem Giftgehalt und seinem Abschreckverhalten ist der rund fünf Zentimeter kleine Froschlurch jedoch nicht gänzlich vor Angreifern sicher. Fische und Libellenlarven haben es auf seine Kaulquappen abgesehen, während Vögel und Ringelnattern den ausgewachsenen Exemplaren nachstellen. Aus diesem Grund sucht die Gelbbauchunke gerne sonnige Kleingewässer mit geringem Pflanzenwuchs auf, wo Begegnungen mit Fressfeinden eher unwahrscheinlich sind. Wenn der Pflanzenwuchs darin überhandnimmt, sucht sie nach einem neuen Gewässer und wandert dafür bis zu drei Kilometer übers Land.

 

Normalerweise leben Gelbbauchunken im Auenbereich von fließenden Gewässern. Da diese Auenlandschaften inzwischen sehr selten geworden sind, nehmen sie mit von Menschen geschaffenen Sekundärlebensräumen wie Sand- und Kiesgruben vorlieb, wo sie oft in wassergefüllten Fahrspuren leben. Aufgrund von Planierung und Zuschüttung werden auch diese Ersatzlebensräume immer seltener. Zudem eignen sich aufgrund von Umweltgift- und Düngemitteleintrag immer weniger Kleingewässer als Unkentümpel. 

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Wer den Ankauf von geeigneten Naturflächen im Rahmen des NABU-Langzeitprojekts „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen“ unterstützen möchte, wird gebeten, seine Spende auf folgendes Konto zu überweisen:   
      
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IBAN: DE78 3702 0500 0001 1212 12

 

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