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Waldrapp

Waldrapp
Glas
Steckbrief:

Waldrapp
Geronticus eremita
Rote Liste Bayern - ausgestorben

Ordnung: Ibisse
Größe: 60 bis 75 cm
Vorkommen: nur noch in Marokko und der Türkei
Eigenart: Koloniebrüter
Merkmal: Gefieder pechschwarz
Paarungszeit: März bis Juni 

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Förderverein Waldrappteam

Schulgasse 28 

A-6162 Mutters

IBAN: AT94 3628 1000 0003 2664

BIC: RZTIAT22281

ZVR-Zahl: 017715608

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Der Waldrapp - nicht schön, aber selten

Der markante Vogel und sein Comeback nach über dreihundert Jahren

Der Waldrapp ist ein gänsegroßer Vogel aus der Familie der Ibisse. Er ist auch unter den Namen Schopfibis, Mähnenibis, Klausrapp, Steinrapp, Klausrabe und Waldhopf bekannt. Er war einst in ganz Europa verbreitet. Da er im 17. Jahrhundert infolge intensiver Bejagung nahezu ausgerottet wurde, zählt er heute zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Vogelarten weltweit. Inzwischen werden wieder Versuche unternommen, den Waldrapp als Brutvogel in Europa wiedereinzubürgern.

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Waldrappe haben eine Lebenserwartung von 15 bis 20 Jahren. Im ausgewachsenen Zustand erreichen sie eine Körperhöhe zwischen 60 und 75 Zentimeter und bringen trotz ihrer ansehnlichen Größe nur maximal 1,5 Kilo auf die Waage. Das Gefieder des Waldrapps ist tiefschwarz und verfügt über einen metallischen Glanz. An Hals und Bauch, sowie am Nacken, an den Flügelspitzen und entlang des Rückens schimmert sein Gefieder in allen Farben. Sein Schnabel ist rot und krümmt sich sichelförmig nach unten. Kahle und stämmige Beine verleihen dem Vogel seine Standhaftigkeit. An der Hinterseite seines fleischroten Kopfes trägt er einen Schopf aus widerspenstigen lanzenförmigen Nackenfedern, den er bei Gefahr oder zu Balzzwecken aufplustern kann.

 

Auffällig ist auch das ausgedehnte Begrüßungsritual dieser Tiere. Bei ihrer Partnersuche ziehen Waldrappe mitunter tagelang Kreise über die Brutstätten, bis sie auf einen paarungsbereiten Partner treffen. Nach einer gemeinsamen Landung werfen Männchen wie Weibchen ihren Kopf samt gesträubten Federnschopf in den Nacken, verbeugen sich voreinander und geben Rufe von sich, die wie „Chrupp-Chrupp!“ klingen. Dieses Verneigungsritual wiederholt sich mehrmals und breitet sich oft in der ganzen Waldrapp-Kolonie aus. Manchmal kommt es auch zu Schnabelkämpfen zwischen rivalisierenden Waldrappmännchen, doch fallen diese in der Regel völlig harmlos und verletzungsfrei aus.

 

Die Nahrung des Waldrapps setzt sich aus Insekten wie Käfer und Heuschrecken, Insektenlarven, Würmern, Schnecken und deren Eier, Spinnen und verschiedenen Pflanzen zusammen. Gelegentlich frisst er auch kleine Säugetiere, Reptilien und Amphibien. Seine Nahrung stöbert er auf gemähten Wiesen, Uferböschungen, Weiden und Feucht- und Auwiesen auf, indem er mit seinem Schnabel im Boden herumstochert.

 

In der Brutkolonie nisten Waldrappe bevorzugt in nischenförmigen Vertiefungen an Felswänden und Steilhängen. Waldrapp-Paare errichten ihr Nest gemeinsam. Das Nistmaterial besteht aus Zweigen, Gras und Blättern. Die Brutzeit beträgt 27 bis 28 Tage. Gemeinsam mit den Eltern füttern auch andere Alttiere der Kolonie die geschlüpften Jungen, die nach 45 bis 50 Tagen schließlich flügge sind. Diese verbleiben jedoch noch eine Zeitlang und gehen bei ihren Eltern eine Lehre in Sachen Nahrungsbeschaffung ein.

 

Da verschiedene zoologische Gärten – darunter der Wiener Tiergarten Schönbrunn – Zuchterfolge vorweisen können, steht heute eine ausreichende Zahl Waldrappe für vielversprechende Auswilderungs-Programme zur Verfügung.

 

Ausgehend von der Konrad Lorenz Forschungsstelle im oberösterreichischen Grünau im Almtal unternahm auch hierzulande das Artenschutzprojekt „Waldrappteam“ Auswilderungen im Brutgebiet Burghausen.

 

Das größte Problem dabei ist, dass der Waldrapp ein Zugvogel ist und die Flugroute zum Winterquartier im ersten Lebensjahr von seinen Eltern erlernen muss. Dieses Wissen bleibt Jungtieren, die vom Menschen aufgezogen werden, vorenthalten. So würden sie sich im August zwar auf die Reise machen – doch jeder Waldrapp für sich und ohne zu wissen, wohin.


Diesem Problem kann abgeholfen werden, indem die menschlichen Zieheltern die durch sie geprägten Jungvögel per Leichtflugzeug zu ihrem Winterquartier geleiten. Da jedoch solche Hilfestellungsmaßnahmen sehr zeit- und kostenintensiv sind, freut sich das Waldrappteam über jede Spende, die dazu beiträgt, den „sonderbaren Vogel“ wieder bei uns heimisch zu machen. 

pw

Waldrapp, Schopfibis, Klausrapp, Waldhopf …

Geschichtliches um den namenreichen Waldvogel

Der sonderbar aussehende und in großen Kolonien brütende Vogel lebte einst in unseren Wäldern. Seit rund 300 Jahren gilt er als ausgestorben – und das nicht nur hierzulande. Inzwischen ist der Waldrapp eine der weltweit meistbedrohten Tierarten. In Deutschland konnte man seine „Schönheit“ lange Zeit nur noch in Tier- und Wildparks – darunter der Tierpark Hellabrunn und der Wildpark Poing – bewundern. Wer ihm in freier Wildbahn begegnen wollte, musste sich nach Marokko oder Syrien begeben. Doch auch dort gibt es nur noch Restbestände dieses gänsegroßen Vertreters der Ibis-Familie. 

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Seit 2001 unternimmt das Artenschutzprojekt Waldrappteam – unter der Leitung des promovierten Biologen Johannes Fritz – besondere Bemühungen, den Waldrapp in Europa wieder heimisch zu machen. In Deutschland versucht man ihn in Burghausen anzusiedeln. Dass für das Wiedereinbürgerungsprogramm ausgerechnet die Salzach-Stadt ausgesucht wurde, ist kein Zufall. Vor 500 Jahren nämlich war der Waldrapp im Umfeld der Salzach – aber auch in der Inn- und Alz-Region – ein alltäglicher Anblick. Das zumindest legt eine Zeichnung von Hans Heglinger aus dem Jahre 1538 nahe, die Salzschiffe vor der Stadt Burghausen zeigt. Den oberen Abschluss der Szene bilden dabei drei vorüberfliegende Vögel, die der Form nach wahrscheinlich Waldrappe darstellen sollen (siehe Abbildung links).

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Ein Altarbild aus dem 15. Jahrhundert, das einst in der Stadtpfarrkirche in Wasserburg am Inn stand und sich nun als Exponat im Bayerischen Nationalmuseum in München befindet, enthält als Bilddetail ebenfalls einen Waldrapp. Das zeigt, dass der Waldrapp auch in der Innregion beheimatet war und sich auch dort gerne in der Nähe menschlicher Ansiedelungen beobachten ließ.

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Seine Vertraulichkeit war auch sein Verhängnis. Da man ihm unablässig nachstellte, verschwand der Waldrapp im 18. Jahrhundert schließlich vollständig von der Bildfläche. Ein 1555 herausgegebenes Vogelkundebuch des Schweizer Naturgelehrten Conrad Gessner beschreibt Waldrappe als beliebtes Wildbret. Die Jäger hatten es dabei ganz besonders auf das süßlich schmeckende Fleisch der Jungvögel abgesehen. Ein im Jahre 1581 erschienenes Kochbuch von Marx Rumpolt, Koch des Mainzer Kurfürsten, enthält mehrere Rezepte zum Zubereiten von Waldrapp. So kamen die Jungvögel gebraten „mit einer braunen Brüh“ oder mit Nelken und Zimt gespickt auf die Tafel – die gehackte und mit „Limoniensafft“ abgeschmeckte Version galt wohl für das zähere Fleisch ausgewachsener Waldrappe. Vor allem in Adelskreisen frönte man dem Verzehr von Waldrappen, aber auch anderem und mitunter unergiebigem Wildgeflügel wie Auer- und Birkhuhn, Amsel, Nachtigall, Wiedehopf und Zaunkönig. Dass Kaiser Maximilian I. vor rund 500 Jahren Nischen in den Grazer Schlossberg hauen ließ, um Nistgelegenheiten für Waldrappe zu schaffen, hatte wohl weniger mit Tierliebe, sondern vielmehr mit der Nachschubsicherung von Waldrappfleisch zu tun.

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Bereits im Altertum war der Waldrapp ein signifikanter Gegenstand alltäglicher Beobachtung. So enthielt die Hieroglyphenschrift der Ägypter ein Schriftzeichen in Form eines Waldrapps. In der Gardiner-Liste, einem 763 Zeichen umfassenden Hieroglyphen-Verzeichnis, findet sich unter der Rubrik G25 das „Ach“ genannte Ideogramm (siehe Abbildung rechts), das als Symbol für die Ausdrücke „Geist“, „selig“ und „verklärt“ beziehungsweise „verklärt sein“ steht.

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Fliegende und krächzende Waldrappe prägten einst das Kolorit und die Geräuschkulisse zahlreicher Landschaften und Ansiedelungen. Ihr Verschwinden hat eine traurige Lücke hinterlassen. Wer beim Schließen derselben mithelfen und das Projekt zur Wiederansiedlung des Waldrapps unterstützen möchte, wird gebeten, seine Spende auf untenstehendes Konto zu überweisen.

pw

Waldrapp Burghausen

Bei den in einer Zeichnung aus dem 16. Jahrhundert abgebildeten Vögeln handelt es sich wahrscheinlich um Waldrappe. 

Waldrapp-hieroglyph

Das „Ach“ genannte Waldrapp-Ideogramm war ein gängiges Zeichen in der ägyptischen Schriftkultur.                                                           Foto: pixabay

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